Teil 3: Du musst dein altes „Ich“ ermorden – aber liebevoll!

In der Natur kann das sehr hilfreich sein, weil uns diese Emotionen eine sehr schnelle Reaktion bei Gefahr ermöglichen: „Weg hier“ oder „Kämpfen“, „Totstellen/Verstecken“ sind in der Natur adäquate Reaktionen auf eine bereits erlebte Gefahr. In einer sozialen Realität ist genau dieses Verhalten aber oft problematisch. Mit diesen Reaktionen wurden in der Natur Erlebnisse verarbeitet. Die körperliche Abreaktion der angestauten Stresshormone und Neurotransmitter verhinderte unangenehme Erinnerungsreste. In einer sozialen Umwelt ist das aber meist keine Option.

Mit Hilfe eines Coaches oder Therapeuten kannst du deinem Körper helfen diese Emotionen von der Erinnerung zu trennen und sie damit wirklich hinter dir lassen. Oftmals sind es kleinste Ereignisse in der Kindheit oder Jugend, die uns derart stark prägen. Eine nachlässige Bemerkung deiner Eltern kann genügen dein Leben nachhaltig zu verändern, ohne dass es dir oder ihnen zunächst bewusst ist. No blaming! Unsere Eltern sind ja auch nur Menschen und wussten es eben nicht besser. Aber Aussagen unserer Bezugspersonen als Kinder, gehen „ungeprüft“ in unseren Geist über. Weil es eben die Vertrauenspersonen sind und weil Referenzen zum kritischen Vergleich einfach fehlen. Ihre spätere Bewältigung erscheint uns dann oft wie eine Befreiung von einer Last, wie eine Transformation. Und plötzlich scheint dann alles möglich.

Aber oftmals sind uns auch als Erwachsene diese Themen gar nicht bewusst. Wir schleppen sie wie den buchstäblichen Rucksack mit uns herum. Und weil wir für einmal gezogene Schlüsse aus solchen Ereignissen immer Bestätigung in unserer Umwelt suchen, werden wir Entscheidungen treffen, die unser Verhalten immer mehr verstärken. Bis es irgendwann so zu einem Teil von uns wird, dass wir es als völlig selbstverständlich nehmen, so zu handeln wie wir es tun. Aus selbstgemachten Schlüssen sind Glaubenssätze oder sogar Werte geworden. Und wenn etwas gegen unsere Glaubenssätze oder Werte verstößt, lehnen wir es ab und gehen in den Widerstand oder reagieren mit emotionalem Stress darauf.

Von aussen betrachtet jedoch wird unser Verhalten immer seltsamer und irrationaler. Und wenn wir es nicht irgendwann von jemandem gespiegelt bekommen, wie dysfunktional und wenig lösungsorientiert unser Verhalten in bestimmten Situationen ist, und wir es daraufhin ändern können, dann verselbständigt es sich immer mehr. Und wenn dann, wie es bei vielen älteren Menschen der Fall ist, einmal der sprichwörtliche Altersstarrsinn eintritt, dann wird es ganz schwer daran noch etwas zu ändern. Wir neigen dazu aus einer kleinen Begebenheit in unserer Jugend oder Kindheit ganze Kathedralen von Glaubenssätzen und Werten zu bauen. Daraus leiten wir unsere Entscheidungen, Fähigkeiten und unser Verhalten ab. Und das wiederum manifestiert sich in unserer Umgebung und unserem Verhältnis zu unserem Körper und zu unseren Mitmenschen.

Der Geschichtenerzähler in uns scheint also unsere Persönlichkeit und unser Ich auszumachen. Aber erst wenn wir diesen Schein als solchen entlarven, wird uns klar, dass unsere Vergangenheit eigentlich gar keine Macht über unsere Zukunft haben muss (ich rede hier nicht von Straftätern. Sie müssen zur Bewältigung dieser Vergangenheit eine Strafe verbüßenPunkt). Wir können aber als Mensch ein neues Kapitel aufschlagen, uns ändern und eine alte Persönlichkeit wahrhaftig hinter uns lassen. Das gelingt aber nur, wenn wir es, in diesem einen klaren Moment als Teil von uns akzeptieren und uns ebenso wahrhaftig neu ausrichten. Mit geheuchelter Reue schaden wir uns nur noch mehr.

Aber was ist das mit dem liebevoll? Nun, alle unsere Charaktereigenschaften und das daraus resultierende Verhalten hatten irgendwann mal einen guten Zweck. Sie sollten uns als Individuum dienen, schützen oder erfolgreich machen. Unser Gehirn, was für unser Überleben verantwortlich ist, würde ja kein Verhalten fördern, das uns schadet? Zumindest nicht kurzfristig. Mit Latenz kann unser Gehirn aber nicht gut umgehen. Aber das ist nicht Thema dieses Blogeintrags. Und weil dieses Verhalten immer auch ein Teil von dir ist und du deinen Selbstwert nicht beschädigen willst, musst du dich bedanken und diesem Teil der Persönlichkeit klar machen, dass er nicht mehr gebraucht wird. Und dazu musst du dein altes „Ich“, das aus dieser Persönlichkeit entstanden ist, ganz liebevoll „um die Ecke bringen“.

„Du musst dein altes „Ich“ ermorden – aber liebevoll!“ ist eine 3-teilige Serie. Hier die Übersicht der bereits veröffentlichten Teile:

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